Wenn sich eine Person aufgrund falscher Versprechungen auf die Migration oder eine Arbeitsstelle eingelassen hat, wenn sie Schulden oder überhöhte Vermittlungssummen abzahlen muss und durch Drohungen und Gewalt in einer Zwangslage gehalten wird, wenn ihre Arbeitskraft etwa in einem Privathaushalt oder in der Sexindustrie ausgebeutet wird, dann liegt Menschenhandel vor.
Eine Rahmenbedingung für den Menschenhandel in der Schweiz ist die hiesige repressive Migrationspolitik und der Mangel an legalen und sicheren Arbeitsmöglichkeiten für niedrig qualifizierte Migrant*innen. Vor allem Frauen finden in der Schweiz, wenn überhaupt, dann meist nur in «typisch weiblichen» Tätigkeiten Arbeit: im Pflegesektor, in der Hausarbeit oder in der Sexarbeit. Viele Frauen aus Drittstaaten sind illegalisiert und arbeiten im Sexgewerbe oder in anderen Branchen unter rechtlich ungeschützten Bedingungen. Das macht sie verletzlich gegenüber Menschenhandel.
Eine wichtige Voraussetzung, um Menschenhandel zu bekämpfen, ist die Identifizierung der Betroffenen. Dafür braucht es spezialisiertes Fachwissen. In Kantonen mit spezialisierten polizeilichen Ermittlungseinheiten werden Opfer von Menschenhandel vermehrt erkannt und mit FIZ Opferschutz Menschenhandel in Kontakt gebracht.
Opfer von Straftaten, die in der Schweiz begangen wurden, haben gemäss Schweizer Opferhilfegesetz OHG Anspruch auf Schutz und Unterstützung – unabhängig davon, ob ein Strafverfahren gegen die Täterschaft eröffnet wurde und unabhängig vom Aufenthaltsstatus der Betroffenen. Während mindestens 30 Tagen haben sie Anrecht auf Schutz und medizinische, psychologische und finanzielle Unterstützung. Sie sollen sich in Ruhe und Sicherheit entscheiden können, ob sie mit Strafverfolgungsbehörden kooperieren wollen.
In der Realität können viele Opfer diese Rechte nicht wahrnehmen. Weil sie vorher ausgeschafft werden oder sich im Asylverfahren befinden. Siehe dazu das Projekt "Umfassender Schutz für Opfer im Asylbereich".
Statistiken zu Menschenhandel in der Schweiz finden Sie in den FIZ Jahresberichten unter der Rubrik Publikationen.
Grundlagen
FIZ Magazine und Rundbriefe zum Thema Frauenhandel
Medienbeiträge