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Tagung "Menschenhandel" am 20. Sept. 2024

Tagung "Menschenhandel" am 20. Sept. 2024

Die FIZ wird an der kommenden Tagung zu Menschenhandel in Bern zwei Workshops leiten.

Im Europaratsübereinkommen zur Bekämpfung von Menschenhandel hat sich die Schweiz verpflichtet, die Verhütung, den Opferschutz und die Strafverfolgung auf diesem Gebiet zu verstärken. Der Bundesrat hat daher Ende Juni 2022 einen nationalen Aktionsplan gegen den Menschenhandel für die Jahre 2023-2027 beschlossen. Eines der vorrangigen Handlungsfelder ist die Verbesserung der Ausbildung von Fachleuten, die mit Opfern des Menschenhandels in Kontakt kommen, insbesondere aus Polizeiorganen, Staatsanwaltschaften, Gerichten, der Anwaltschaft und den Opferhilfestellen.

Die Tagung wird von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bern und dem Bundesamt für Justiz gemeinsam organisiert. Neben verschiedenen Fachvorträgen werden mehrere Workshops zu spezifischen Themen angeboten, bspw. zur strafrechtlichen Verfolgung des Menschenhandels und zum Anspruch der Opfer auf Entschädigung und Genugtuung. Zudem bietet die Tagung den teilnehmenden Fachpersonen die Möglichkeit, Fragen
einzubringen, Kontakte zu knüpfen und sich über bewährte Praktiken auf diesem Gebiet auszutauschen.

Mehr Infos und Anmeldung hier.

Die Anzahl der Plätze ist auf 200 Personen begrenzt.

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Neues Webtool für Sexarbeitende in der Schweiz

Neues Webtool für Sexarbeitende in der Schweiz

ProCoRe, die Schweizer Koalition für die Rechte von Sexarbeitenden, hat das Online-Tool "legal Work" lanciert.

Das Tool enthält Infos über die behördlichen Auflagen für die legale Sexarbeit je nach Aufenthaltsgenehmigung und Arbeitsform in den verschiedenen Kantonen und Kontaktinformationen von Beratungsstellen in der Nähe.

Ein paar Klicks im Tool machen deutlich: Die Regeln unterscheiden sich von Kanton zu Kanton, sind komplex und teils widersprüchlich. Das Tool soll Orientierung im bürokratischen Chaos bieten, kann aber die strukturellen Hürden für die legale Sexarbeit nicht auflösen. Der Handlungsbedarf ist gross.

Hier geht's zum Tool: https://legalwork.procore-info.ch/de/home 


Die FIZ ist Mitglied von ProCoRe.

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Gegen 200 Menschenhandelsopfer in der Schweiz identifiziert

Gegen 200 Menschenhandelsopfer in der Schweiz identifiziert

Die vier spezialisierten Mitgliedsorganisationen der Plateforme Traite (FIZ, ASTRÉE, CSP Genf, MayDay) konnten letztes Jahr 197 neue Opfer von Menschenhandel in der Schweiz identifizieren.

Dies bedeutet ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Die Plateforme Traite stellt auch eine Zunahme an Opfer aus der Arbeitsausbeutung fest. Obwohl die Behörden ihren Fokus von der Sexarbeit hin zu anderen Arbeitssektoren verschoben haben, werden viele dieser Opfer oft nicht als solche identifiziert und haben keinen Zugang zu ihren Rechten.

11% mehr Fälle im Vergleich zum Vorjahr
Zusammen mit den 197 neuen Personen, die als Menschenhandelsopfer identifiziert wurden und denjenigen Opfern, die davor identifiziert wurden sind 488 Opfer von den Mitgliedsorganisationen der Plateforme Traite begleitet und beraten worden im Verlauf von 2023. Der Anstieg der Fälle bestätigt, dass Menschenhandel in der Schweiz eine Realität darstellt.

Bei der grossen Mehrheit der aufgedeckten Fälle handelt es sich um Frauen (75.5%). Die Tendenz der letzten Jahre bestätigt sich jedoch erneut: Männer sind als Opfer keine Randerscheinung und machen 23% der totalen Opferzahl aus. Der Anstieg von männlichen Opfern erklärt sich vor allem damit, dass die Sensibilisierung bezüg-lich Menschenhandel und die entsprechenden Kontrollen sich zusehends von der Sexarbeit hin zu Arbeitssektoren verlagert hat, die männlich dominiert sind.

2023 kamen die Opfer aus 55 verschiedenen Ländern. Die häufigsten Herkunftsländer der neu identifizierten Opfer waren 2023 Ungarn, Demokratische Republik Kongo, Kamerun und Somalia. Dieses Jahr ist mit 56% ein deutlich höherer Anteil an Opfern aus afrikanischen Ländern festzustellen. Von den restlichen Betroffenen stammten 17% aus europäischen, 14% aus lateinamerikanischen und 12% aus asiatischen Ländern.

Das Profil der erfassten Opfer bezüglich Herkunft, Geschlecht oder auch der Arbeitssektoren hängt stark von den Branchen ab, in denen Kontrollen stattfinden, vom Sensibilisierungsgrad der Erstkontaktstellen und der Anwesenheit von spezialisierten Opferschutzstellen. Daher stellen die Zahlen nur einen Teil der Realität des Phänomens dar, das sich per Definition im Verborgenen abspielt.

Schutz statt strafrechtlicher Verfolgung von Opfern
Die spezialisierten Fachstellen identifizieren immer häufiger Opfer von Menschenhandel zwecks Ausbeutung der Arbeitskraft: Von allen neu identifizierten Opfern waren es 2021 33%, 2022 44% und 2023 47%. Diese Zahlen beinhalten auch die Opfer, die zu illegalen Handlungen wie Diebstahl oder Drogenschmuggel gezwungen wurden.

Die Zunahme aufgedeckter Fälle von Opfer der Arbeitsausbeutung ist das Ergebnis der Sensibilisierungsarbeit, welche die Fachstellen der Plateforme Traite bei der Polizei, Beratungsstellen aus dem Migrationsbereich oder für Gewaltbetroffene, bei Spitälern unter anderen machen. Trotzdem kritisiert Nina Lanzi von der FIZ: «Betroffene von Arbeitsausbeutung werden häufig nicht als solche anerkannt und erhalten entsprechend nicht den Schutz, zu dem sie Anrecht haben.» Es ist die Abwesenheit von spezialisierten Schutzorganisationen, mangelnde Ressourcen und die fehlende Sensibilisierung von Behörden welche zur Folge haben, dass Opfer weder Zugang zu einer sicheren Aufenthaltsbewilligung noch zu Opferschutzleistungen haben, die ihnen nach der Konvention des Europarats zur Bekämpfung von Menschenhandel (EKM) zustehen. «Bei Arbeitsausbeutung bleibt die strafrechtliche Verfolgung der Täter*innen meist aus, wegen mangelnden Beweisen», unterstreicht Leila Boussema-cer von CSP Genf. Ebenso selten wird der Strafbestand des Menschenhandels von den Strafverfolgungsbehörden verfolgt. Oft werden hingegen die Opfer verfolgt und des Landes verwiesen, weil sie sich illegal im Land aufhalten und keine Arbeitserlaubnis haben. In den Empfehlungen an die Schweiz empfiehlt GRETA, die Expert*innen-gruppe der EKM, eine konsequentere Anerkennung der Opfer von Arbeitsausbeutung als Opfer von Menschen-handel sowie die Nichtbestrafung von Straftaten, die im Zusammenhang mit Ausbeutung begangen wurden.

Mehr Ressourcen für den Opferschutz
Der nationale Aktionsplan gegen Menschenhandel enthält verschiedene Massnahmen, die die Kantone einfüh-ren müssen, um einen angemessenen Schutz zu gewährleisten. Monica Marcionetti von MayDay fordert: «Mehr Ressourcen für die Einrichtung von spezialisierten Strukturen sind nötig, um die Opfer von Menschenhandel ef-fektiv zu schützen." GRETA empfahl der Schweiz diesen Sommer, ein solches Budget zu schaffen. Angela Oriti von ASTRÉE unterstreicht: «Da die Zahl der identifizierten Opfer von Menschenhandel gestiegen ist, sind Schutz-massnahmen nötig, die zwischen der Kantons- und Bundesebene koordiniert und angemessen finanziert sind.» Für die Plateforme Traite ist dies unerlässlich, um den Zugang zu Schutz und Rechten für Opfer im ganzen Land zu ermöglichen.

 
Die Plateforme Traite ist ein schweizweites Netzwerk aus vier spezialisierten Organisationen (CSP Genève, ASTRÉE, FIZ Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration, Antenna MayDay), die sich für die Rechte von Opfer von Menschenhandel engagieren und diese identifizieren, beraten und betreuen. Ihre Grundwerte basieren auf dem Respekt der Menschenrechte und dem Fokus auf die Bedürfnisse der Opfer.

Medienkontakt: Georgiana Ursprung, Koordinatorin Plateforme Traite: 076 628 95 08, info@plateforme-traite.ch, www.plateforme-traite.ch

Für Fragen zu spezifischen Regionen:
Deutschschweiz: FIZ, Fanie Wirth, 044 436 90 16
Romandie: ASTRÉE (Waadt), Angela Oriti, 021 544 27 99; CSP Genève, Leila Boussemacer, 022 807 07 00
Tessin: MayDay, Monica Marcionetti, 079 475 16 49

Bilder: Auf der Webseite der Plateforme Traite finden Sie unter «Publikationen» verschiedene Bilder zur Benutzung.


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Neuer Vorstand der FIZ

Neuer Vorstand der FIZ

An der Generalversammlung des 20. Juni 2024 wurden neue Vorstandsmitglieder gewählt. Der neue Vorstand stellt sich vor!

Co-Präsidentinnen

Mandy Abou Shoak
Soziokulturelle Animatorin, Master in Sozialer Arbeit als Menschenrechtsprofession, SP Kantonsrätin Zürich, diversitätsorientierte Organisationsbegleiterin, Verantwortliche Bildung und Beratung bei Brava (ehemals TERRE DES FEMMES), Regionalleitung Berufsverband Avenir Social Region Zürich, Vorstand Schwarz Feministisches Netzwerk Bla*sh.

Anna Sax
Ökonomin, MHA Management im Gesundheitswesen, Dozentin und Publizistin, bis 2022 Leiterin Gesundheitsamt Kanton Schaffhausen.

Mitglieder

Izabel Barros: Historikerin, Doktorandin an der Universität Lausanne und arbeitet mit den Themen Gender, Sklaverei und Schweizer Kolonialgeschichte. Aktiv in mehreren Gremien mit Bezug auf dekolonialen Geschichte und Antirassismus.

Suzana Čufer: Bauingenieurin, Leiterin Verkehrliche Infrastrukturbauten, Vorstandmitglied Personalverband und Mitglied Personalkommission der Stadt Winterthur, Mitglied bei International Project Management Association IMPA und beim Schweizerischen Verband für Weiterbildung SVEB, Mitglied Theaterwerkstatt by Ueli Bichsel

Marianne Hochuli: Historikerin, MAS NPO-Management und Expertin für Armuts- und Migrationsfragen. Bis 2022 Leiterin der politischen Grundlagenarbeit und Geschäftsleitungsmitglied der Caritas Schweiz.

Claudia Paixão: Sozialwissenschaftlerin, Verantwortliche für Projektpartnerschaften und Philanthropie, Beraterin im Bereich Migration und Gender in der internationalen Zusammenarbeit

Sarah Schilliger: Soziologin, Forscherin und Dozentin am Interdisziplinären Zentrum für Geschlechterforschung (IZFG) der Universität Bern, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Rosa Luxemburg Stiftung.

Birgitte Snefstrup: Sozialpädagogin und MAS in Interkulturelle Kommunikation. Bis 2021 Geschäftsleiterin von LISA, Verein für die Interessen der Sexarbeiterin in Luzern.


Wir heissen die neuen Mitglieder Izabel Barros und Brigitte Snefstrup willkommen, und danken den ehemaligen Vortänd*innen Olivia Payo und Nina Schifferli vom Herzen für ihr tolles Engagement.

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Endlich in Sicherheit? Menschenhandel im Asylbereich

Endlich in Sicherheit? Menschenhandel im Asylbereich

Was geschieht mit Betroffenen von Menschenhandel, die sich im Schweizer Asylwesen befinden, und dringend auf spezialisierte Unterstützung und Schutz angewiesen sind?

Diese Frage wird in einem neuen Projektbericht der FIZ erforscht. 

Der Bericht stammt von einem sechsjährigen Projekt der FIZ, und dokumentiert die Auswirkungen der sich stets verschärfenden migrationspolitischen Massnahmen in Europa sowie im Schweizer Parlament. Im Asylbereich ist der Zugang zu spezialisiertem Opferschutz stark eingeschränkt. Werden Menschen im Ausland, z.B. auf der Reise oder in einem Dublin-Land ausgebeutet, ist ihnen der Zugang zu den Leistungen der Opferhilfe verwehrt oder mit sehr hohen Hürden verbunden.

Mit diesem Bericht will die FIZ aufzeigen, was wir in den letzten fünf Jahren mit unseren Klient*innen, die wir dank dem Projekt unterstützen konnten, erlebt haben. Und deutlich machen, wo sie und insbesondere auch wir selbst dabei im wahrsten Sinne immer wieder an unsere Grenzen gestossen sind.

Hier können Sie den Bericht lesen. Eine französische Version finden Sie auf der Seite "Publikationen".

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Ein Abend mit Emilia Roig

Ein Abend mit Emilia Roig

Die FIZ präsentierte am 20. Juni 2024 "Unterdrückungssysteme: Eine intersektionale Perspektive" – einen feministischen Abend mit der Autorin und Expertin für Intersektionalität und Anti-Diskriminierung, Emilia Roig.

Der Anlass, mit einem Vortrag von Emilia Roig und anschliessender Diskussionsrunde, fand im Comedyhaus/Théâtre a.part in Zürich statt.

Paranoa City Books hat den Abend mit einem Büchertisch begleitet; anschliessend gab es eine Signierstunde mit der Autorin.

Dr. Emilia Roig ist Politikwissenschaftlerin und Autorin der Bestseller „Why we matter“ und „Das Ende der Ehe“. Sie setzt sich dafür ein, Menschen zu inspirieren, sich von Unterdrückungssystemen zu lösen und das kollektive Bewusstsein zu verändern. Sie hat an Universitäten in Frankreich, Deutschland und den USA zu den Themen Intersektionalitätstheorie, postkoloniale Studien, kritische Rassentheorie, Queer-Feminismus sowie internationales und europäisches Recht gelehrt. Vor ihrer Promotion arbeitete sie bei den Vereinten Nationen in Tansania und Uganda, bei der GIZ in Kambodscha und bei Amnesty International in Deutschland zu Menschenrechtsfragen - und beschloss dann, den Bereich der internationalen Entwicklung zu verlassen, um sich auf soziale Gerechtigkeit in Europa zu konzentrieren. 2017 gründete sie das Center for Intersectional Justice (CIJ). Sie war Jurymitglied des Deutschen Sachbuchpreises 2020, wurde 2019 zum Ashoka Fellow ernannt und erhielt 2021 den Edition F Award. Beim Impact of Diversity Award wurde sie 2022 zur "Most Influential Woman of the Year" gewählt. Emilia Roig ist seit Januar 2023 Research Fellow am Käte Hamburger Kolleg für apokalyptische und postapokalyptische Studien der Universität Heidelberg.

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Die Plateforme Traite trägt ihre Forderungen an Bundesrat Jans heran

Die Plateforme Traite trägt ihre Forderungen an Bundesrat Jans heran

​​​​​​Die Plateforme Traite hat am 30.05.2024 mit Vertreterinnen ihrer Mitgliedsorganisationen Bundesrat Beat Jans zu einem Austausch zur Besprechung der Situation von Opfer von Menschenhandel in der Schweiz getroffen. Das Treffen fand in den Lokalitäten der Opferschutzorganisation Astrée in Lausanne statt.

Die Plateforme Traite brachte dem Vorsteher des Departements für Justiz- und Polizei insbesondere folgende Forderungen zur Verbesserung der Situation von Opfer von Menschenhandel vor:

So braucht es dringendst einfacheren Zugang zu Aufenthaltsbewilligungen für Opfer von Menschenhandel, wenn sie in ihrem Herkunfts- oder im Dublin-Land nicht ausreichend geschützt sind und ebenso, damit sie für die strafrechtliche Verfolgung der Täterschaft mitwirken können, falls sie das wünschen.

Wie schon seit Jahren von Schutzorganisationen gefordert wird, sollten Menschen, die auf dem Weg in die Schweiz Opfer von Menschenhandel geworden sind, endlich Zugang zu Opferhilfeleistungen erhalten. Bis jetzt erhalten Opfer mit Tatort Ausland keinen Schutz und keine spezialisierte Unterstützung in der Schweiz. Sie bleiben mit den zahlreichen Folgen dieser massiven Straftat auf sich alleine gestellt.

Die Schutzorganisationen forderten zudem, dass der Bund mehr Druck auf die Kantone ausübt, damit diese Mindestanforderungen bezüglich der Identifizierung, dem Schutz und der Unterstützung von Opfer von Menschenhandel in jedem Kanton umsetzen. Denn noch sind die kantonalen Unterschiede riesig und reichen von Zugang zu spezialisierter Unterstützung bis zu fehlendem Zugang zu den in internationalen Konventionen vorgesehenen Rechten.

Die Mitglieder der Plateforme Traite hoffen, dass die Bundesbehörden auf diese Anliegen eingehen und diese Verbesserungsvorschläge rasch umsetzen!

Die Plateforme Traite ist ein schweizweites Netzwerk von nichtstaatlichen Organisationen, die Betroffene von Menschenhandel unterstützen. Sie wurde 2020 von der FIZ und drei anderen Organisationen (CSP Genève, Antenna MayDay Ticino und Astrée) gegründet. Weitere Informationen zur Plateforme Traite finden Sie hier: https://plattform-menschenhandel.ch/

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Rechte von Live-in-Betreuer*innen stärken!

Rechte von Live-in-Betreuer*innen stärken!

Das Netzwerk Respekt kommt neu an die FIZ.

2013 gründete die Region Basel des VPOD das Netzwerk Respekt. Damit erhielten die Live In-Betreuer*innen innerhalb des VPOD eine eigene Plattform. Die 24-Std.-Betreuerin Bozena Domanska betreut und berät die Mitglieder von Respekt seit 2013 mit Herzblut und Fachwissen, kennt sie doch die Fallstricke und missbräuchlichen Arbeitsbedingungen in der ambulanten Betreuung selber zu Genüge.

2015 wurde die Beratung niederschwellig und unter Berücksichtigung der prekären Löhne sehr günstig auf die ganze Deutschschweiz ausgeweitet. Diese Ausweitung führte zu vielen erfolgreichen Verhandlungen zugunsten der Betroffenen. So dass der VPOD schliesslich 2022 vor Bundesgericht gewann. Mit diesem Entscheid wurde endlich festgehalten, dass das Arbeitsgesetz auch in Privathaushalten gilt, wenn die Betreuer*innen über Firmen vermittelt werden. Eine Baustelle bleibt weiterhin das direkte Anstellungsverhältnis in Privathaushalten, welches weiterhin dem Arbeitsgesetz nicht unterstellt ist. Hier besteht weiterhin dringender Anstellungsbedarf.

Trotz der teilweise geklärten Rechtslage darf davon ausgegangen werden, dass die Arbeitssituation der Betreuer*innen weiterhin prekär bleibt, da die Abgrenzung von Arbeit, Präsenz und Freizeit ungenügend durchgesetzt wird. Ebenso erleben wir oft Verstösse betreffend der Aufgaben. Oft werden Frauen nicht nur als Betreuerin eingesetzt, sondern für Gartenarbeiten, Kinderbetreuung, kleinere Malarbeiten oder Reinigungsarbeiten. In einigen Fällen auch zur Pflege, was eine Ausbildung und Bewilligung benötigen würde.

Trotz der juristischen und auch politischen Erfolge ist es dem VPOD nicht gelungen, eine Durchdringung in private Haushalte zu erreichen, welche dem Schutzbedürfnis der Live In-Betreuuer*innen gerecht wird. Auf der Suche nach einer Lösung für dieses Problem, schlossen sich die Gewerkschaft VPOD und die Fachstelle FIZ zusammen und entwickelten gemeinsam ein Projekt für die niederschwellige Beratung von Care-Migrant*innen. Begleitet durch das Know-How des VPOD bietet die FIZ ab sofort ein spezifisches Beratungsangebot an.

Die FIZ verfügt als nationales Kompetenzzentrum in Frauenmigration, Frauenhandel und Ausbeutung über viel Erfahrung in der Beratung, Betreuung und Begleitung von Personen in prekären Arbeitssituationen. Migrant*innen, die in Privathaushalten Betreuungs- und Carearbeit leisten sind somit eine sinnvolle und logische Ergänzung des Angebotes der FIZ. Die FIZ kann mit Hilfe des VPOD ihr Know-How in arbeitsrechtlichen Fragen rund um die Arbeit in Privathaushalten ausbauen und Betroffene erhalten Zugang zum psychosozialen und sozialberaterischen Angebot der FIZ. Die FIZ kann auch dank ihrer internationalen Vernetzung mit anderen Partnerorganisationen in Europa und ihrer politischen Stimme gegen Arbeitsausbeutung und Gewalt einen neuen Schwerpunkt in der Thematik setzen und freut sich das Angebot des VPOD zu übernehmen.

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Neue Schutzwohnung für Betroffene von Menschenhandel

Neue Schutzwohnung für Betroffene von Menschenhandel

« In der Schutzwohnung kann ich endlich schlafen, ohne Angst. »

Personen, die aus einer Ausbeutungssituation ausgebrochen sind, brauchen zuallererst Sicherheit und Ruhe – erst dann wird es überhaupt möglich, sich neu zu orientieren. In diesem Sinne betreibt die FIZ seit 2011 Schutzwohnungen für Betroffene von Menschenhandel.

Dort bekommen Klient*innen in akuten Krisensituationen Schutz und Stabilität, bevor wir gemeinsam mit ihnen die nächsten Schritte planen. Im Jahr 2023 verzeichnete die FIZ über 4'500 Übernachtungen, was die zentrale Rolle dieses Angebots unterstreicht.

Vor Kurzem konnte die siebte FIZ-Schutzunterkunft eröffnet werden. Da bei der Einrichtung ein paar Gegenstände noch fehlten, haben wir eine Social-Media-Kampagne durchgeführt um Sachspenden zu sammeln. Viele Menschen haben sich gemeldet um Gegenstände wie Fernseher, Velos, Handys und Tücher zu spenden. Ein grosses Dankeschön an alle, die gespendet oder den Aufruf weitergeleitet haben! Dank Ihnen ist die neue Schutzwohnung nun komplett eingerichtet.

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